19.01.2024

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Trendsetter am Netz

Monika und Udo Gladbach sind aus Neuseeland nach Schwerin gezogen und haben Pickleball mitgebracht
Udo und Monika Gladbach haben die Sportart Pickleball nach Schwerin gebracht.
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Monika und Udo Gladbach verstehen es, Begeisterung zu wecken. Wenn sie von ihrem Sport schwärmen, möchte man am liebsten gleich selbst zu Ball und Schläger greifen – ohne beides in dieser Form je gesehen zu haben. Denn Gladbachs spielen Pickleball.

Pickle-was? Diese Frage hören die beiden immer wieder. Während Pickleball in Amerika, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten, einen regelrechten Hype entfacht,  ist es hierzulande auf diesem Feld noch sehr ruhig.

Was Pickleball ist, wussten Gladbachs noch vor sieben Jahren selbst nicht. Zu diesem Zeitpunkt schlug das Paar einen neuen Weg in seinem Leben ein: „Unsere Tochter lebt seit 13 Jahren mit ihrer Familie in Neuseeland und wir entschieden uns, dorthin auszuwandern“, sagt Udo Gladbach. In Whitianga auf der Nordinsel, östlich von Auckland gelegen, fanden die beiden ein neues Zuhause. Der 6000-Einwohner-Ort liegt direkt am Meer, das Haus der Gladbachs stand auf der ersten künstlich angelegten Insel Neuseelands in den Whitianga Waterways mit direkter Anbindung an den Südpazifik.

Zu den vielen neuen Dingen, die das Paar in Neuseeland kennen lernte, gehörte Pickleball. „Eine Freundin hatte dieses Spiel aus Mexiko mitgebracht und wollte jetzt auch in Neuseeland einen Club gründen. Weil sie reiselustig und ständig auf Achse ist, brauchte sie aber jemanden, der die Fäden in der Hand hält“, sagt Udo Gladbach. So wurde der heute 73-Jährige Organisator. Und natürlich Spieler – als einer von Millionen, die ihr Herz an den neuen Trendsport verloren haben. „Im Central Park in New York gibt es lauter Plätze, auf denen nur noch Pickleball gespielt wird“, sagt er. Und auch in Kanada, Neuseeland und Australien hat die Sportart steile Zuwachsraten. Warum das so ist? „Pickleball kann man in jedem Alter spielen“, sagt Monika Gladbach. Es vereint Elemente von Tennis, Tischtennis und Badminton. Der Ball aus Kunststoff, der in der Indoorvariante 26 Löcher aufweist, wird mit dem Schläger übers Netz befördert.  Gespielt werden kann im Einzel und im Doppel.  „Viele einstige Tennisspieler landen irgendwann beim Pickleball, weil es weniger anstrengend und gelenkschonender ist“, sagt Udo Gladbach.
Auch Gladbachs haben früher Tennis gespielt. Das war noch im Rheinland, woher die beiden ursprünglich stammen. Inzwischen wohnen sie in Schwerin. Nachdem sich in Neuseeland die Richtlinien für die Einbürgerung geändert hatten, beschloss das Paar, nach Deutschland zurückzukehren. Wieder wurde es ein Neuanfang, denn im Rheinland waren Haus und Grund längst verkauft. Da lag es nah, auch in Deutschland ans Meer zu ziehen. „Also haben wir Google Maps genommen und sind mit dem Finger auf der Landkarte die Küsten von Nord- und Ostsee entlanggefahren“, sagt Udo Gladbach. Am Ende zeigte der Finger auf Schwerin – eine Stadt, in der beide nie zuvor gewesen waren. Zwar liegt sie nicht direkt am Meer, aber auch nicht weit entfernt – wer aus Neuseeland kommt, hat sowieso andere Begriffe von weit: „Zum Großeinkauf nach Auckland oder Hamilton waren es dort zweieinhalb Stunden Fahrzeit“, sagt Monika Gladbach. Außerdem ist Schwerin nicht zu klein, es gibt saubere Luft, Ärzte, Turnhallen.

Letzteres war den Neu-Schwerinern natürlich wichtig. Denn in den zwei Koffern, mit denen sie aus Neuseeland nach Deutschland zurückkehrten, steckten auch die Pickleball-Schläger. Allerdings gab es keinen Verein – in ganz Deutschland sind es erst um die 60, darunter zwei in und um Hamburg und zwei in Berlin. Doch zum Glück haben Gladbachs ja Erfahrung damit, die Pickleball-Begeisterung anzufachen. Mit dem Polizeisportverein Schwerin fanden sie eine sportliche Heimat und inzwischen gibt es auch einige Mitspieler. Mehr sollen es werden. „Um so eher besteht auch die Möglichkeit, dass Spieler mit einem ähnlichen Niveau zusammenkommen. Das ist natürlich eine Voraussetzung, um Spaß am Spiel und auch Erfolge zu haben“, sagt Udo Gladbach.

Apropos Erfolge: Er selbst startete gleich nach der Rückkehr nach Deutschland bei den German Open im Pickleball in Gelsenkirchen und gewann in seiner Altersklasse und Spielstärke eine Bronzemedaille. Mit der Pickleballszene in Neuseeland bestehen nach wie vor Kontakte – und natürlich freuen sich Gladbachs über die vielen neuen Begegnungen, die sie dank ihres Sports auch bei Turnieren in Deutschland haben. So knüpft sich am Netz ein weit gespanntes Netz aus Freundschaften. Dass Pickleball irgendwann olympisch wird –daran hat Udo Gladbach keine Zweifel. „Zwei, drei Olympiaden wird es sicher noch dauern, aber die Richtung stimmt“, ist er überzeugt.

„Pickleball kann wirklich süchtig machen“, sagt Monika Gladbach – wer sich von diesem Potenzial überzeugen möchte, ist herzlich eingeladen, beim Training vorbeizukommen: immer dienstags um 19 Uhr in der Sporthalle Krebsförden. Eine Kontaktaufnahme ist über u.gladbach@icloud.com möglich.